Milori Blue Parisian Blue Berliner Blau NH4Fe[Fe(CN)6] x 3H2O
Alchimy, Painting, Death A Pigment and its strange history
Since March 2022, I am working with a pigment commonly called Prussian Blue, Parisian, Berlin or Milori Blue. It is the rst chemically created pigment, found by serendipity between a colour chemist and an alchimist in 1704 in Berlin: alchimist Dippel was was convinced he could turn Silver into Gold; one day, using the ash made from animal blood of chochenille for scarlet red from his colleague Diesbach, he accidentally ended up with the colour Blue. The pigment soon became popular in art and industry, namely uniforms, replacing the expen- sive Ultramarine (Lapislazuli) and the unstable (fading) mineral azurite or the cobalt-colored glass smalt. A chemical diversion of it, however, later turned into both a deadly substance, Zyklon B. Since 1990, it has been made into a medicine against poisoning with thallium and radioactive cesium, which is what I discovered when the war in Ukraine began. Immdediatly, I started to mix it as egg tempera and smear it on my body for printing monotypes on canvas. Then I painted large formats mixing it with oil and turps, discovering the depth and scope of this beautiful colour. As a painter, I am interested in the colour itself – dark, intense pigment with sometimes velvety surface,sometimes shining in golden tones and sometimes translucent like the sky – but also in the various historical undertones.
Bettina Semmer, September 2023
Aqua Fracchia, 2023, 220 x 160 cm
Saturn over Moon, 2023. 210 x 170 cm
The Universe in Three Dots, and Bikers Guide to Invisibility, 2023
A few examples of text only paintings. They are often based on found truisms or contradictory sentences or words with double meaning (there is no time means time is scarce as well as time doesn’t exist), and involve color contrast as a “thing in itself”. So the text is a vehicle for the color and vice versa.
Still, 2006, 80 x 80 cm, acrylic on canvas
Equal to you, 2008, 50 x 180 cm, acrylic on paper
transient, 2004, ca 60 x 350 cm, cement on white wall
Die Serie aus den Jahren 1985 und 86 ist heute aktueller denn je. Ich malte sie mithilfe von Vorlagen aus Pressebildern und aus dem Buch “Es geschah in Deutschland”, die ich teilweise mit eigenen Vorstellungen mischte. Die Kuh, die zusammen mit Helfer und einem Pferd die Flutkatastrophe von Hamburg 1962 bezeugt, oder der Waldbrand, der die Erinnerung an eine Hexenverbrennung wachruft, sind Beispiele für solche Hybride. Andere wurden 1:1 aus dem Vorbild übernommen, aber durch die großformatige Malerei transformiert.
Fabian Steinhauer sagt anlässlich der Flutkatastrophe 2021: “Es wurde für 1524 eine große Flut vorausgesagt – es gab schon damals viel Ratgeberliteratur, wie man damit umgehen sollte. Und Luther bemerkte relativ schnell, diese Flut ist ja gar nicht eingetreten und machte sich dann über die Astrologen lustig, auch über die Bilder dieser Sintfluten. Er merkte aber auch, dass diese Bilder gleichzeitig so aussahen wie der Beginn der Bauernkriege ein Jahr später. Auch da sieht man, dass solche Ereignisse deshalb so irritierend sind, weil – egal wie real sie sind -, immer etwas Symbolisches mitläuft. Und der Witz, den man daraus macht, ist ja nur ein Versuch, dieses seltsame Aufklaffen der Realität irgendwie wieder zusammenbringen. Ob in Schreckenserzählungen oder in Witzen, ich glaube, die Funktion ist, erst mal wieder einen Boden unter die Füße zu bekommen…. Auch solche historischen Vergleiche muss man nochmal relativieren. Im Moment ist es so, dass die Leute dort vor Ort noch im Schock gefasst sind: Die müssen erst mal aufräumen, den Schlamm aus dem Keller bringen. Ich bringe aus der Entfernung ja erst mal nur eins: Distanz. Und das können die Leute vor Ort im Moment vielleicht nicht unbedingt gebrauchen, aber vielleicht der mediale Apparat: Da helfen solche historischen Bilder immer ganz gut, weil sie erst einmal so etwas ermöglichen wie die Dinge nicht beim Wort nehmen, das Bild nicht beim Bild nehmen, verstehen, dass da etwas Schreckliches passiert, aber eben gleichzeitig auch etwas weitergeht. … Diese alten Bilder sind ja keine Quellen oder Gründe für diese neue Katastrophe, da kehrt ja nichts Gleiches wieder. Das sind andere Ereignisse. Aber der Umweg trainiert vielleicht so eine Art Wechselbewusstsein. Eine Hauptdiskussion ist gerade die Verknüpfung zwischen Klimakatastrophe und ihrer apokalyptischen Realisierung. Die Schwierigkeit ist ja, dass die Klimakatastrophe durchaus ein neues Ereignis ist, weil man in der Klimakatastrophe so etwas wie Verursachung hat, aber diese Verursachung nichts mit der gewohnten Art von Verursachung zu tun hat – wie bei einem Verkehrsunfall. Es leuchtet den Menschen nicht ein, dass sie, nur weil sie mit ihrem Dieselfahrzeug zum Bäcker fahren, plötzlich ein Dorf zum Verschwinden bringen. Das gilt es vielleicht erst einmal zu ermessen. Diese seltsame Form von komplexer Kausalität nicht persönlich zu nehmen und trotzdem darauf zu reagieren. Denn dadurch, dass ich das nicht unmittelbar verursache, wird meine Verantwortung ja nicht unbedingt kleiner, sondern eventuell tatsächlich größer.”
Olympia 72/Deutsche Katastrophen (1985)- Städel Museum, Zeitgenössische Sammlung